
Voraussetzung für das Erreichen der hohen Ziele ist der massive Ausbau erneuerbarer Energien
© kolderal / Moment / Getty Images
Voraussetzung für das Erreichen der hohen Ziele ist der massive Ausbau erneuerbarer Energien
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In seiner letzten Sitzungswoche hat der Bundestag eine deutliche Anhebung der deutschen Klimaschutzziele verabschiedet. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um 60 Prozent gegenüber 1990 sinken, bis 2045 soll Klimaneutralit?t erreicht sein. Dafür müssen die Emissionen in Deutschland jedes Jahr im Schnitt um rund 30 Millionen Tonnen zurückgehen – doppelt so schnell wie bisher geplant. In weniger als 25 Jahren dürfen dann in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen nur noch minimale Restemissionen anfallen.
Klar ist damit die Perspektive: Jedes einzelne Unternehmen wird sich eher früher als sp?ter auf den Weg in Richtung Klimaneutralit?t machen müssen. Weit weniger klar ist, wie die Instrumente und Rahmenbedingungen ausgestaltet werden, um die notwendige Transformation der Wirtschaft zu erm?glichen und zu unterstützen.
Darum wird es in den n?chsten Jahren sehr konkret gehen. Die meisten Parteien haben dazu in ihren Wahlprogrammen Vorschl?ge skizziert und werden diese im Falle einer Regierungsbeteiligung konkretisieren müssen. Im Raum stehen eine weitere Anhebung des deutschen Klimaziels 2030 auf 70 Prozent, mehr Tempo beim Ausbau der Stromnetze, Wasserstoffleitungen und Lades?ulen für Elektroautos sowie eine Abschaffung der EEG-Umlage.
Die Bew?ltigung der angestrebten Transformation ist auch aus wirtschaftlicher Sicht dann chancenreich, wenn es gelingt, Klimaschutz zu einem Motor für Wachstum, Wertsch?pfung und Innovation in Deutschland zu machen. Dafür erforderlich ist ein verl?sslicher regulatorischer Rahmen, der Unternehmen dazu bef?higt, aktiv zum Klimaschutz beizutragen – beispielsweise, indem die Rahmenbedingungen für die Eigenerzeugung von Grünstrom verbessert und das Klimaschutz-Know-how in den Betrieben gest?rkt werden.
Grundvoraussetzung für das Erreichen der Klimaziele ist ein massiver Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen. Denn Strom wird zum wichtigsten Energietr?ger für Industrie, Geb?ude und Verkehr. So geht die Bundesregierung davon aus, dass sich der Strombedarf von heute 550 Terawattstunden bis 2050 massiv erh?hen wird – je nach Szenario auf 800 bis 1.100 Terawattstunden.
Eine zentrale Hürde für Energiewende und Klimaschutz ist daher der zu langsame Ausbau der Stromnetze sowie der erneuerbaren Stromerzeugung, insbesondere von Windenergieanlagen an Land. Ohne eine deutliche Beschleunigung in diesen Bereichen kostet Klimaschutz deutlich mehr und die bislang sehr gute Energieversorgungssicherheit in Deutschland würde aufs Spiel gesetzt. Erforderlich sind in erster Linie mehr Tempo und mehr Effizienz in Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie eine bessere und breitere Nutzung von Fl?chen für den Ausbau.
Die Wettbewerbsf?higkeit ganzer Branchen h?ngt inzwischen an Ausgleichsregelungen und Entlastungsmechanismen – das gilt für die Umlagen und Abgaben auf Strom ebenso wie für die europ?ische und nationale CO2-Bepreisung. Eine Senkung und perspektivisch vollst?ndige Haushaltsfinanzierung der EEG-Umlage würde die Investitionssicherheit für stromintensive Betriebe und die Attraktivit?t von Strom als zunehmend klimafreundlichen Energietr?ger deutlich erh?hen.
Die erst vor wenigen Wochen beschlossenen Entlastungen zur nationalen CO2-Bepreisung greifen für viele stark betroffene Unternehmen zu kurz: Vor allem mittelst?ndische Betriebe, die in energieintensiven Prozessen Roh- und Grundstoffe weiterverarbeiten, k?nnen sich ohne verbesserten Ausgleich im starken europ?ischen und internationalen Wettbewerb nicht mehr behaupten.
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